In unserem Blogbeitrag vom 12. Juli 2024 berichteten wir bereits über Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)-Reporting. Hier konntet Ihr erfahren, dass im Januar 2023 die CSRD in Kraft getreten ist. Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse ist ein Konzept, dass im Rahmen dieser eingeführt wurde. Unternehmen, die zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung verpflichtet wurden, sind auch zur Durchführung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse verpflichtet.
Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse soll zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen und Unternehmen dabei unterstützten, sowohl die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft als auch die Auswirkungen von Umwelt und Gesellschaft auf das Unternehmen zu bewerten und zu verstehen.
Das Prinzip der doppelten Wesentlichkeitsanalyse
Das Prinzip der doppelten Wesentlichkeitsanalyse soll ein Umdenken in der Berichtserstattung darstellen und ist ein zentrales Element der CSRD. Unternehmen werden dazu angeleitet, die Wesentlichkeit von Nachhaltigkeitsaspekten aus zwei Perspektiven zu betrachten:
Inside-Out-Perspektive (Wesentlichkeit der Auswirkungen) Hier sollen Unternehmen ihre tatsächlichen und potenziellen Auswirkungen, sowohl positiv als auch negativ, ihres unternehmerischen Handelns auf verschiedene Nachhaltigkeitsthemen ermitteln. Diese Perspektive umfasst somit die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft über verschiedene Zeiträume.
Outside-In-Perspektive (finanzielle Wesentlichkeit) Unternehmen sollen ihre Chancen und Risiken, von Nachhaltigkeitsthemen, für die finanzielle Lage und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens ermitteln. Diese Perspektive umfasst somit die Auswirkungen von Umwelt und Gesellschaft, welche sich finanziell auf das Unternehmen, seine Rentabilität und die Lebensfähigkeit des Unternehmens auswirken.
Bei der Definition der Wesentlichkeit von Themen finden immer beide Perspektiven Berücksichtigung. Als wesentlich wird ein Thema dann eingestuft, wenn daraus Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft (Inside-Out-Perspektive) oder Chancen und Risiken (Outside-In-Perspektive) für den Geschäftserfolg entstehen. Ein Thema ist auch dann berichtserstattungspflichtig, wenn es nur aus Sicht von einer der beiden Perspektiven als wesentlich eingestuft wird.
Ein Thema, welches als wesentlich erachtet wird, muss von Unternehmen nach dem jeweiligen ESRS-Standard berichtet werden. Dies beinhaltet:
Angaben zur Strategie und Governance
Informationen zu umgesetzten Maßnahmen
Ziele und Kennzahlen
Wie erfolgt die Ermittlung der wesentlichen Themen?
Um zu ermitteln welche Themen wesentlich sind, erfolgt die Ermittlung im Rahmen der doppelten Wesentlichkeitsanalyse in mehreren Schritten:
Aufnahme der Wertschöpfungskette Es wird die gesamte Wertschöpfungskette des Unternehmens betrachtet. Dies umfasst alle Aktivitäten von der Rohstoffgewinnung und Produktion über den Gebrauch bis zur Entsorgung. Es soll ein Verständnis für die verschiedenen Aspekte und Auswirkungen der Geschäftstätigkeit hergestellt werden.
Definition des Bewertungsverfahrens Das Bewertungsverfahren der Nachhaltigkeitsaspekte, umfasst verschiedene Methoden und Kriterien, die festgelegt werden. Es soll sichergestellt werden, dass alle relevanten Aspekte berücksichtigt werden.
Festlegung der zu betrachtenden Zeithorizonte Um die kurz-, mittel-, und langfristigen Auswirkungen und Risiken identifizieren und bewerten zu können, wird ein Zeitraum für die Betrachtung der Inside-Out-Perspektive und der Outside-In-Perspektive festgelegt.
Bewertung der ESG-Aspekte Es werden die ESG-Aspekte ermittelt und bewertet. Dies beinhaltet die Identifizierung relevanter Themen, sowie deren Bewertung und Priorisierung basierend auf ihrer Bedeutung und Auswirkung.
Einordnung der Perspektiven Die ermittelten Themen werden den einzelnen Perspektiven, Inside-Out-Perspektive und Outside-In-Perspektive, zugeordnet. Dies soll dabei helfen, die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt und Gesellschaft sowie die Auswirkungen der Umwelt und der Gesellschaft auf das Unternehmen zu verstehen.
Definition der Wesentlichkeitsmatrix Zur Darstellung der wesentlichen Themen des Unternehmens, wird auf Basis der vorherigen Schritte eine Wesentlichkeitsmatrix erstellt. Diese visualisiert die wesentlichen Themen des Unternehmens und unterstützt dabei Prioritäten zu setzten und strategische Entscheidungen zu treffen.
Welche Chancen bietet die doppelte Wesentlichkeitsanalyse?
Mit der Durchführung der doppelten Wesentlichkeitsanalyse zur Priorisierung der Themen bei der Nachhaltigkeitsberichtserstattung wird eine zentrale Anforderung der CSRD umgesetzt. Sie trägt dazu bei, dass Unternehmen den Nachhaltigkeitsbericht und auch die Unternehmensstrategie erfolgreich ausrichten und umsetzten können und bietet dabei mehrere Vorteile:
Transparenz und Verantwortung Es wird den Unternehmen ermöglicht ihre Auswirkungen sowie die damit verbunden Chancen und Risiken darzustellen.
Strategische Ausrichtung Die Analyse kann Einblicke zu Auswirkungen, Chancen und Risiken bieten, die zur Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie beitragen.
Stakeholder-Dialog Die Ergebnisse können als Ausgangspunkt für einen Dialog mit Stakeholdern bieten, um deren Erwartungen besser erfüllen zu können.
Identifizierung von Handlungsbedarfen und Zielen Auf Grundlage der Analyse können Handlungsbedarfe und Ziele identifiziert und festgelegt werden.
Erfüllung gesetzlicher Anforderungen Die Analyse ist ein zentrales Element der CSRD, welche von Unternehmen, die von der CSRD-Pflicht betroffen sind, durchgeführt werden muss, um so ihre Bemühungen zum Thema Nachhaltigkeit umfassend darzustellen.
Im Rahmen des CSRD Reportings werden mit der „Doppelten Wesentlichkeitsanalyse“ beide Blickwinkel zu betrachtet, was Unternehmen einen Mehrwert bieten kann. Im Sinne eines „Rundumblickes“ wird verhindert, dass durch eine einseitige Betrachtungsweise gegenseitige Einflüsse übersehen werden, was dazu beiträgt Risiken zu minimieren.
Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie mehr über das Thema und den Mehrwert für Ihr Unternehmen herausfinden möchten.