
Corporate Carbon Footprint (CCF)
CO2 Bilanzierung in Unternehmen

Deutschland

Marian Käding, Johannes Mäder
Beim Corporate Carbon Footprint (CCF) werden die relevanten Treibhausgasemissionen eines Unternehmens bezogen auf einen Zeitraum ermittelt und in einer Bilanz dargestellt. Dies ist in mehreren Hinsichten für Unternehmen sinnvoll:
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es werden CO2-intensive Produktionen identifiziert,
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die Unternehmensstrategie kann an die Nachhaltigkeitsstrategie angepasst werden und
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die CO2-Emissionen können nachhaltig reduziert werden.
Für die Ermittlung der Treibhausgasemissionen sollten jedoch folgende Parameter beachtet werden: Relevanz, Vollständigkeit, Genauigkeit, Transparenz und Konsistenz.
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Unser größtes Problem ist, dass wir uns nicht mehr vorstellen, was wir anstellen.
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- Gunther Anders -
ÜBERBLICK CARBON FOOTPRINT
Bei der CO2-Bilanzierung unterscheidet man den Corporate Carbon Footprint (CCF) und Product Carbon Footprint (PCF).
Bei dem CCF werden die Emissionen eines Unternehmens betrachtet und bewertet. Für eine solche Betrachtung werden die folgenden Standards als Grundlage verwendet:

Corporate Carbon Footprint (CCF)

ISO 14064 - 1: THG-Bilanzen Unternehmensebene

ISO 14064 - 2: THG-Bilanzen auf Projektebene

Greenhouse Gas Protocol (GHGP) - Corporate Standard
Bei dem PCF werden die Emissionen eines Produktes betrachtet und bewertet. Für eine solche Betrachtung werden die folgenden Normen als Grundlage verwendet:

Produkt Carbon Footprint (PCF)

ISO 14067: THG-Bilanzen auf Produktebene

Greenhouse Gas Protocol (GHGP) - Product Life Cycle

ISO 14040 und ISO 14044: Ökobilanz

PEF (Product Environmental Footprint)
KENNZAHLEN
Um eine CO2-Bilanz zu bewerten, bilden Kennzahlen die Basis. Durch aussagekräftige Kennzahlen erlangt ein Unternehmen Transparenz, kann Risiken und Chancen erkennen, die Strategie bewerten und valide Entscheidungen treffen.
Im Folgenden haben wir ein paar Kennzahlen zur Bewertung der CO2-Bilanz für den Corporate Carbon Footprint zusammengetragen.

Beispiele für Corporate Carbon Footprint-Kennzahlen

CO2-Kosten und CO2-Footprint je Produkt

CO2-Kosten und CO2-Footprint im Unternehmen

Trendentwicklung der CO2-Emissionen

CO2-Daten von eingesetzten Materialien

CO2-Daten der Wertschöpfungskette
CO2-EMISSIONEN VERSCHIEDENER BRANCHEN NACH GHGP
Die nachfolgende Abbildung zeigt einen groben Überblick über die CO2-Emissionen in unterschiedlichen Unternehmensbereichen. Zusätzlich wird die Unterscheidung in die zu differenzierenden Scopes nach Green House Gas Protocol (GHGP) berücksichtigt.
Scope 1: Treibhausgas-Quellen in Bilanz und Kontrolle der Organisation (Fuhrpark, Prozesswärme usw.)
Scope 2: Indirekte Treibhausgas-Emissionen aus dem Bezug von Energie (Stromeinkauf) - umgelegte Kosten aus dem europäischen Emissionshandel und dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG)
Scope 3: Indirekte Treibhausgas-Emissionen aus vor- und nachgelagerten Aktivitäten – umgelegte CO2-Kosten von Lieferanten oder Auftragnehmern

VORGEHEN BEI DER ERARBEITUNG EINER CO2-BILANZ nach GHGP
In vier Schritten können Sie eine Treibhausgasbilanz erstellen. Hierbei kann folgende Abfolge erfolgen:
Grenzen und Ziele
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Motivation, Anforderungen, Zielstellung und Stakeholder definieren
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Was sind die Unternehmensgrenzen?
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Für welche Scopes soll der Fußabdruck erstellt werden?
Aktivitätsdaten
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Welche Aktivitäten sind mit CO2-Emissionen behaftet?
CO2-Emissionsfaktoren
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Wie CO2 intensiv sind die Aktivitäten?
Treibhausgasbilanz
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Welche Treibhausgasbilanz ergibt sich?

Aktivitätsdaten
Um eine CO2-Bilanz zu erstellen, müssen die Aktivitätsdaten erhoben werden. Hierzu haben wir einige Beispiele zusammengetragen und eine Übersicht erstellt, wo welche Daten erhoben werden und geprüft werden können.
Annäherung zur Priorisierung
Einordnung der Aktivitätsdaten gemäß GHGP

CO2-Emissionsfaktoren
Der CO2-Emissionsfaktor gibt an, wie viel Treibhausgas beim Einsatz einer definierten Menge eines Energieträgers freigesetzt wird. Dies wird meistens in Kilogramm oder Tonne angegeben. Emissionsfaktoren können in verschiedenen Quellen nachgeschlagen werden, wie beispielsweise:
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Energierechnungen und Daten von Lieferanten,
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Veröffentlichungen von Ministerien, Instituten oder wissenschaftlichen Publikationen und
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Environmental Product Declaration (EPD).
Weiterhin gibt es Emissionsfaktoren mit Vor- oder Nachketten. Emissionsfaktoren mit Vorketten beinhalten den gesamten Herstellungsprozess mit Produktion und Transport. Emissionsfaktoren mit Nachketten beinhalten die Weiterverwendung des Produktes.
Für einen transparenten Corporate Carbon Footprint sind Daten die Grundlage. Eine nachhaltige Dokumentation ist daher unabdingbar und unbedingt zu empfehlen.
Treibhausgasbilanz
Für die Fertigstellung einer Treibhausgasbilanz bedarf es neben dem Treibhausgasbericht auch die Kennzahlen der Scopes 1-3 Emissionen nach GHGP. Hierbei ist bei den Kennzahlen zu beachten, dass sich Scope 3 in nachgelagert und vorgelagert differenziert. Ein Beispiel für eine Treibhausgasbilanz finden Sie in der Grafik.
Im Treibhausgasbericht erfolgt die Dokumentation von Erläuterungen, die Darstellung von Methoden sowie die Bewertung von Unsicherheiten.
Nach Fertigstellung der Treibhausgasbilanz sollten die Ergebnisse bewertet, eine Strategie entwickelt und Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen abgeleitet werden.
